Donnerstag, 3. Juli 2008

Lucy VII

7 die hitze war erträglich. der duft des wassers stieg in den
abendstunden bis hier hoch - direkt vor seine haustüre. obwohl es
erst halb elf war, lagen die straßen im sterben - komplett entvölkert.
um so besser. müller würde heute abend seine biers kippen, auf
dem heimweg den mond verschwinden sehen. - warum sollte er
ihn wiederkommen sehen? transryke fand er hätte das recht
verwirkt auf eine komplette finsternis und beschloß ihn kurzerhand
während derselben zu töten. damit wußte er zeitpunkt aber nicht
mehr den ort. heissenbergsche unschärferelation. je genauer man
die zeit eines objekts kennt, desto schlechter läßt sich der ort des
objekts bestimmen und umgekehrt. oder so ähnlich war die sache
gewesen - anstatt der zeit wahrscheinlich mit geschwindigkeiten. er
war kein physiker.
der park war wie zu erwarten ruhig und friedlich. die
geräuschkulisse bestand aus dem zirpen der grillen und
babygreinen durchgedrehter katzen. er blieb die ruhe selbst - es
konnte nichts schiefgehen - er war auf hochspannung transformiert
worden. schnell hatte er den ersten punkt der abendlichen
exkursion erreicht, den platz im gebüsch gegenüber ihrer
stammkneipe. niemand hatte ihn gesehen, auch in der kneipe
schien nicht viel betrieb zu sein, jedenfalls war nicht viel zu sehen.
vielleicht hat sich ja der rest gelangweilt ohne olle ryke? oder
roland hat heute seinen schlechten tag erwischt - aber das hatte
er sowieso. egal, eine stunde bis zum entzug des lebens-
berechtigungsscheines des roland m. - zum glück hatte er
zigaretten mitgebracht, ein idealer partner in zeiten der lange-
weile. ein blick in den nachthimmel - der mond war schon auf-
gegangen und hatte einen satten hellgelben ton, der ein fahles
licht auf die erde fallen ließ. wenn er später durch den erdschatten
wandert, wird er nicht ganz erlöschen, sich eher verfärben. zuviel
licht im raum. er schaute auf die uhr und die stunde war fast rum.
das mit der tatwaffe hatte sich auch erledigt: ihm zu füßen lag ein
schweres montiereisen, wahrscheinlich von einem vor wut schäu-
menden kfz-halter hier rein gefeuert. ihm sollte es recht sein. er ließ
den eingang der kneipe nicht mehr aus den augen.
zehn minuten vor der finsternis verließ sein opfer die kneipe -
torkelnd. hervorragend. besser konnte es bald nicht mehr laufen. er
nahm die bereitliegende brechstange auf. müller würde es in den
zehn minuten nicht schaffen aus der nähe des parks weg-
zukommen. er bräuchte bloß auf dem hauptweg im schutz der
bäume neben ihm her zu laufen und während der eclipse zu zu
schlagen. der sand des weges knirschte leicht unter seinen füßen,
während müller einen shanty anstimmte, eine seiner glanz-
nummern. transryke bewegte sich auf den rand des parks zu, den
sicheren weg verlassend, ohne chance auf ein zurück, sollte ihn
jetzt ein richtiger bulle abfassen. aber es war ja niemand da, vom
bullenspitzel mal abgesehen und der bald auch nicht mehr.
ohne ersichtlichen grund blieb müller plötzlich stehen und
schaute in das undurchdringliche buschwerk, das den park
begrenzte. transryke hatte rechtzeitig deckung gesucht, war aber
trotzdem mehr als beunruhigt. derweil versuchte der andere was zu
erkennen, konnte es aber nicht, besann sich dann auf sein
machismo und krähte den nächsten shanty - schlimmer als alle
anderen zuvor. dieser mann mußte einfach sterben. er machte im
schutz der hecken mehrere große schritte, befand sich an-
schließend gute zehn, zwanzig meter vor müller und stellte sich
hinter einen baum. er würde den gesangskünstler einfach vorbei-
torkeln lassen, derweil immer schön im schatten des baumes
bleiben, um dann mit zwei schritten hinter ihm zu sein und mit dem
überdimensionierten dosenöffner seinen schädel zu knacken. da
war er ja schon.
der mond färbte sich rot - die eclipse. es ging sehr schnell. drei
schläge - drei treffer - ein toter. er war tot bevor er auf den boden
aufschlug - ein stück stammhirn streifte sein gesicht. er durchwühlte
kurz die taschen des toten, nahm sein geld und die ringe -
raubmord. was soll's. besser als gar kein niederer beweggrund.
anscheinend war er doch kein bulle. wen interessiert's? er hatte ihn
besiegt, unfair zwar, aber besiegt. er verläßt den platz als sieger
und das ist doch das, was wir alle wollen.

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