Donnerstag, 3. Juli 2008

Lucy IV

4 der heimweg war wie die bratwurst, öde. er legte sich etwas
hin, nahm erst die zeitungen, dann ein buch zur hand, konnte aber
die zum lesen notwendige konzentration nicht aufbringen und lies
seine gedanken treiben. er beobachtete die auslegware auf dem
fußboden und schob ein paar imaginäre einheiten entlang der
demarkationslinien hin und her. lange konnte er sich nicht
entscheiden, wem die gunst gehören solle. entschied sich dann
alle beiden kampfparteien durch einen massiven luftangriff aus der
welt zu schaffen. die verluste waren schrecklich.
der mund fühlte sich etwas pelzig an und ein blick auf den
radiowecker bestätigte den schlafverdacht. nun regeneration
kann ihm bei seinem heutigen einsatz nur von vorteil sein. aber
noch wichtiger ist die information. deshalb mußte er auf die pirsch,
sein wild aufstöbern und nach seinen schwachstellen forschen.
dafür benötigte man eine absolut unauffällige bekleidung. er hatte
vor als jogger durchzugehen und legte sich die klamotten zurecht:
einen grauen jogginganzug und schwarzes laufwerk. ein kanten
brot macht wangen rot. es konnte losgehen.
auf dem weg nach unten rekapitulierte er was ihm vom
bullenspitzel bekannt war. aufgetaucht ist er vor circa einen monat
in seinem stammlokal. er soff wie ein schwein, hatte seine zunge
aber immer unter kontrolle. einssiebenundachtzig. siebenund-
neunzig kilo. braune haare mit grauen strähnen, trotzdem nicht
älter als dreißig. muttermal in der rechten armbeuge. (wär er fixer
und wär es der linke arm, wär's ein schönes fadenkreuz.) leidlich
intelligent. sprachgewandt. beinahe charismatisch. hatte es damit
geschafft, in den mittelpunkt zu gelangen. besser informationen
abzufassen. im bürgerlichen leben hieß er müller, vorname roland.
zum rasen hatte er ihn gebracht - bis jetzt. er öffnete die haustür so
schwungvoll, daß sie gegen das mauerwerk knallte und den
wellensittich von frau meier von der schaukel zwang. hätte er's
gewußt, er hätt's für 'n gutes omen gehalten.

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